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ende sowie an den Innenwandungen ver
goldet, schauseitig weitere, unterschiedliche
Darstellungen von Papageien aus dem Werk
von Francois Levaillant, Tassenhöhe ca.
74 mm, am Henkel ca. 93 mm. Die Unter
tassen mit vergoldetem Fahnenrand, der
Spiegel mit vergoldetem Rand und runder
Vergoldung imZentrum, Durchmesser 13 cm.
Einzigartiges Service von höchster Qualität
und in perfektem, ungechiptem und unbenutz-
tem Zustand.
Der Familienüberlieferung nach soll Kaiser
Napoleon I. dem bayerischen König und
begeisterten Vogelkundler Max I. Joseph bei
einemTreffen in Paris ein dort 1805 erschiene-
nes Werk über Papageienarten geschenkt
haben. Dieses gab der König als Vorlage der
Manufaktur Nymphenburg, um dieses Service
für einen befreundeten Arzt und Vogel
kundler als Geschenk anfertigen zu lassen.
Die Vorliebe des Königs für die Vogelkunde
spiegelt sich nicht zuletzt im Bau der Menage-
rie in Nymphenburg wieder. Dort hielt er auch
Papageien, wie das Bild eines Aras der Mena-
gerie, 1813 von Philippe Leclerc gemalt, in
Bayern Königshaus
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König Maximilian I. Joseph
von Bayern - einzigartiges Kaffee- und
Teeservice mit Papageien-Motiven,
Manufaktur Nymphenburg, um 1810/20
Als Vorlage diente das 1801 bzw. 1805 erschie-
nene zweibändige Werk „Histoire naturelle
des perroquets” von Francois Levaillant mit
den Illustrationen von Jacques Barraband.
Komplettes, 16-teiliges Service aus Hart
porzellan, mit hervorragend von Hand in
bunten Muffelfarben gemaltem Dekor und
reicher Vergoldung, im Boden gepresstes
Rautenschild in der Form ab 1810 bis 1850 so-
wie diverse Ritzmarken. Bestehend aus
Kaffeekanne mit Deckel, der auskragende
Standring, der Ausgießer, der Henkel und
tellerförmig ausgestellte Hals sowie der
Deckel mit eichelförmigem Griff vergoldet,
die vasenförmige Wandung mit Darstellung
des „Perroquet à flanc rouges” und eines
„Perroquet grand Lori (male)”, Gesamthöhe
25,5 cm. Die Teekanne ebenfalls am Stand
ring, Ausgießer, Henkel und Deckel vergoldet,
die kelchförmige Wandung mit Darstellung
eines „Lori à franges bleues” und eines
„(Variété du) Lori à collier”. Gesamthöhe
20 cm. Das Sahnekännchen auch mit Vergol-
dung an Fuß, Hals und Henkel, die vasen
förmige Wandung mit Darstellung eines
„Perroquet Lori Nouara”, Höhe 19,5 cm. Die
Zuckerschale an den drei Tatzenfüßen, dem
Lippenrand und am Deckel mit Schwanen-
griff vergoldet, die kelchförmige Wandung
mit Darstellung eines „(Seconde variété du)
Perroquet cendré”, „(Variété du) Perroquet à
face rouge” und eines „Perroquet brun”, Ge-
samthöhe 19 cm. Die zwölf Tassen mit Unter-
tassen jeweils am auskragenden Standfuß, an
den anbossierten Henkeln mit eingerollten
Schwanenhälsen bzw. Maskarons am Henkel
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der Staatlichen Graphischen Sammlung in
München verdeutlicht.
Francois Levaillant (1753 - 1824), französi-
scher Autor, Naturwissenschaftler und Orni-
thologe, seine zahlreichen ornithologischen
Werke gelten als bahnbrechend, er lehnte da-
bei die biologische Nomenklatur ab und ver-
gab ausschließlich französische Namen.
Jacques Barraband (ca. 1767 - 1809), bedeu-
tender Illustrator zoologischer und botani-
scher Werke, seine lebensechten Zeichnungen
galten als die präzisesten des 18. Jhdts.
Provenienz: In den 1970er Jahren von einem
der Nachfahren des mit demKönig befreunde-
ten Arztes und Vogelkundlers vomEinlieferer
erworben, die Provenienz zu diesem Service
wurde dabei ohne Namensnennung weiter
gegeben. Zumindest der Teil der Überliefe-
rung in Bezug auf das 1805 erschienene Werk
über Papageienarten kann verifiziert werden,
da der zweite Band von Francois Levaillants
„Histoire naturelles des perroquets” tatsäch-
lich 1805 in Paris erschien und die Illustratio-
nen von Jacques Barraband mit minimalen
Abweichungen in der Farbgebung bzw. in
Details (so zeichnete Barraband überwiegend
knorrige Äste, die Manufaktur Nymphenburg
ergänzte zumeist Blätter) exakt den Papa
geien-Darstellungen auf dem Service ent
sprechen. Über Napoleons Wertschätzung für
Levaillants Werk findet sich folgendes Zitat:
„After he had made himself Emperor, it was
part of Napoleon’s deliberate policy to initiate
a series of magnificent publications that would
vie with those undertaken on the orders of
Louis XIV. These were sent as presents to
crowned heads, men of science, and learned
bodies, in evidence of the splendours of the
Empire [...]. The works of Levaillant owe their
sumptous character to [...] this impetus.
His Histoire naturelle des perroquets is, un-
wittingly, a part of the glories of Napoleonic
France”, Cf. Fine Bird Books, p. 90.