Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten

60 | 2039 Außergewöhnliche Radschlossbüchse, Augsburg, um 1660 Leicht gestauchter Oktagonallauf im Kaliber 12,5 mm, Seele etwas rau, mit gutem Zug-/Feldprofil, auf der Oberseite eingeschobenes Messing­ korn und geschnittene Kimme mit einer Klappe. Radschloss mit innen­ liegendemRad, die Schlossplatte mit Szene einer Saujagd, der Hahn mit mythologischen Seemonstern graviert, Stecherabzug. Hölzerner Voll­ schaft mit Platten aus Hirschhorn furniert, ebenfalls hirschhornbelegtes Kolbenfach, innen gestempelt „EB”. Linke Kolbenseite auf derWangen­ auflage mit emaillierter Kupferplatte mit Darstellung der ruhenden Di­ ana und ihren Jagdhunden in einem Rahmen aus vergoldetem Messing. Schaft mit glattem Abzugsbügel aus Eisen. Ladestockpfeifen und Kolbenplatte ebenfalls aus Hirschhorn. Länge 105,5 cm. Provenienz: Die vorliegende Waffe stammt mit großer Sicherheit aus der Gewehrkammer der Großherzöge von Sachsen-Weimar auf Schloss Ettersburg. Allein das Vorhandensein der Buchstaben „EB” im Kolbenfach ist charakteristisch für diese Provenienz. Verschiedentlich wurden Waffen aus der Gewehrkammer von Schloss Ettersburg bereits im späten 19. Jhdt. angeboten und die Verkäufe dauerten bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg an. In der Auktion des Hauses Fischer/Kahlert aus dem Jahr 1927 (Los 73) fand sich be­ reits ein Radschlossgewehr, welches, wie das hier vorgestellte, komplett mit Hirschhorn belegt war und das ein Emaille-Medaillon im Kolben trug. Vermutlich ist dies mit dem heute in der Sammlung des Metropolitan Museum of Art in New York befindlichen Exemplar (Accession Number: 2015.446a–d) identisch, das von Martin Kamme­ rer in Augsburg signiert ist. Radschlosswaffen, welche komplett mit rauem, weitgehend naturbelassenem Hirschhorn belegt waren, kamen in den Jahrzehnten zwischen der Mitte des 17. Jhdts. und dem frühen 18. Jhdt. in Deutschland in Mode. Die wenigen erhaltenen Exemplare legen die Vermutung nahe, dass das Produktionszentrum für solche Waffen in Augsburg lag. Eine vergleichbare Waffe befindet sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München (Inv.-Nr. W994). Vgl. auch Auktion Hermann Historica in Brüssel, 13.12.2011, Los 147.

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