Kunst und Kunsthandwerk, Antiken

508 | RÖMISCHES REICH 635 Bronzehelm des Typs Montefortino mit Inschrift des skythischen Königs Skilouros, um 140/130 - 114/113 v. Chr. Vollständig erhaltener, nahezu halbkugeliger Bronzehelm, der oben in einen konischen, unten abgesetzten und oben abgeflachten Knauf übergeht, an dem ein Helmbusch befestigt war. Die Dicke des Blechs beträgt ca. 2 mm. Der Helmknauf ist aus der Kalotte getrieben. Hinten geht die Kalotte in einen schmalen, leicht abfallenden Nackenschirm über, der eine maximale Breite von 2,4 cm besitzt. Darauf in griechi- schen Lettern die Punzinschrift „BASILEOS SKILOUROU“ = (Weihgeschenk des) Königs Skilouros. Innen beidseitig die jeweils mit zwei Nieten befestigten Halterungen für die Wangenklappen. Bei dem rechten ist die Scharnierhalterung verloren. Die Kalotte ist unverziert, der Rand nicht verstärkt. Außen gereinigt und mit schöner dunkelgrü- ner Edelpatina. Deutlich sind noch dieWerkspuren des Abdrehens des Helmes sichtbar, während der Nackenschutz herausgehämmert wurde. Zwei kurze, minimale Risse rechts und rechts oben am Übergang zur Knaufspitze. Höhe 19 cm. Prachtexemplar des als Typ Montefortino, Variante Buggenum, be- kannten Helmtyps. Wohl ein Beutestück, dargebracht vom Skythen­ könig Skilouros nach einem militärischen Erfolg. Gewöhnlich werden Buggenum-Exemplare als römisch-spätrepublikanische Helme be- zeichnet. Aufgrund der unzweifelhaft echten Inschrift, die den von ca. 140 – 114/113 v. Chr. auf der Krim regierenden Skythenkönig Skilouros nennt, müssen sowohl die bisherige Datierung als auch die Entwick- lungsthesen zumAufkommen dieses Helmtyps neu überdacht werden. Da Montefortino-Helme auch in hellenistischen Heeren zum Einsatz kamen und die Römer bekanntlich im 2. Jahrhundert v. Chr. militä- risch stark im östlichen Mittelmeerraum engagiert waren, könnten sie auch von dort Anstöße zur Weiterentwicklung ihrer Ausrüstung erhal- ten haben. Unter diesem Gesichtspunkt außergewöhnlich wichtiges und aufschlussreiches Objekt für die Kenntnis der antiken militäri- schen Sachkultur. Provenienz: Aus alter deutscher Privatsammlung. Erworben vor 1980 auf dem europäischen Kunstmarkt.

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