Objekte aus königlichem & kaiserlichem Besitz
72 | Erprobungsphase mit anschließenden, kleineren Umbaumaßnahmen wurde es am 21. Oktober 1899 als Flaggschiff des I. Geschwaders in den aktiven Flottendienst überstellt. Nach weitreichenden Umbauten und einer Modernisierung in den Jahren 1908-10 wurde es als Beischiff der Marinestation der Ostsee zugewiesen und bei Ausbruch des 1. Welt- kriegs beimV. Geschwader eingesetzt. 1920 erfolgte die Streichung aus der Flottenliste mit anschließendemAbbruch. Die Bugzier des Linien- schiffes Kaiser Friedrich III. befindet sich heute imMilitärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Prinz Heinrich von Preußen (1862 - 1929), jüngerer Bruder von Kaiser Wilhelm II., trat schon 1877 als 15-Jähriger der kaiserlichen Marine bei, besuchte imRahmen seiner Offiziersausbildung auf der zweijähri- gen Weltreise 1878-80 Japan und erhielt dort Audienzen beim Tenno, ab 1887 erhielt er seine ersten Kommandos, darunter über die 1. Torpe- dobootsdivision, 1888 die kaiserliche Yacht „Hohenzollern”, 1889/90 den Kreuzer II. Klasse „Irene”, 1892 das Küstenpanzerschiff „Be- owulf”, 1894/95 über die Panzerschiffe „Sachsen” bzw. „Wörth” und ab 1897 über die II. Division des Kreuzergeschwaders, die als Verstärkung der deutschen Truppen nach der Besetzung Tsingtaus nach Ostasien entsendet wurde. Während seines China-Aufenthaltes bis 1900 erhielt er eine Audienz am chinesischen Kaiserhof, was zuvor noch keinem europäischen Prinzen eines herrschenden Hauses gelang. Nach seiner Rückkehr kommandierte er 1900-03 das I. Geschwader, wurde an- schließend Chef der Marinestation der Ostsee und 1906-09 Chef der Hochseeflotte. Mit seiner Ernennung zumGroßadmiral wurde er 1909 Generalinspekteur der Marine. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde Prinz Heinrich Oberbefehlshaber der Ostseestreitkräfte, dem es ge- lang, die modernere und überlegene russische Ostseeflotte bis 1917 unter Kontrolle und von der deutschen Küste fern zu halten. Nach Kriegsende schied Prinz Heinrich aus der Marine aus, floh während der Novemberrevolution 1918 aus dem Kieler Schloss auf ein Landgut bei Eckernförde und widmete sich erfolgreich dem Segel- und enthusi- astisch dem Motorsport. 1929 verstarb er wie sein Vater Kaiser Fried- rich III. an Kehlkopfkrebs. Wunderschönes Ehrengeschenk von höchster Juweliersqualität. Provenienz: Prinz Sigismund von Preußen (1896 - 1978), Sohn des Prinzen Heinrich, der nach demTod seines Vaters den Familien-Land- sitz Gut Hemmelmark in Schleswig-Holstein erbt. 1922 löst er seinen dortigen Hofstaat auf und geht nach Guatemala, später nach Costa Rica, um mit einer Kaffeeplantage oder einem Großbienenbetrieb Geld zu verdienen. Die Weltwirtschaftskrise und der folgende 2. Welt- krieg zwingen ihn 1948 Gut Hemmelmark aufzugeben und im Verlauf der 1950er Jahre zahlreiche Familienschätze wie auch dieses Silber- schiff in einer Auktion im Norden Deutschlands versteigern zu lassen. 1523 Prinz Heinrich von Preußen (1862 - 1929) - prachtvolles, in Silber gefertigtes Modell seines Flaggschiffes „SMS Kaiser Friedrich III.” als Chef des I. Geschwaders 1900-03 Abschiedsgeschenk der Offiziere und Beamten des I. Geschwaders für ihren scheidenden Chef 1903, gefertigt vom Berliner Juwelier M. Fad- derjahn. Silber, teils vergoldet, Ebenholzsockel. Bis ins kleinste Detail in herausragender Juweliersqualität gefertigtes Modell des Linienschiffes im Maßstab 1:100. Sämtliche Aufbauten, Geschütze und Decks mit liebevollen Details wie Bedienelementen an Geschützen, der Takelage aus gedrehtem Silberdraht mit Schäkeln und Seilzügen, der Ankerketten mit Kettengliedern, sogar die Relingsbe- spannungen aus geflochtenem Silberdraht gefertigt. Die Beiboote mit innenliegenden Ruderbündeln, die Türen und Bullaugen graviert, die Schiffsschrauben beweglich. AmHeck die wehende kaiserliche Kriegs- flagge, auf demMast die Anwesenheitsstandarte für Prinz Heinrich als Admiral der kaiserlichen Marine und am Bug die Gösch der Kriegs- schiffe. Die Bugzier mit der Büste Kaiser Friedrichs III. aus vergolde- tem Silber, ebenso die am Heck aufgelegten Chiffren „W” unter Kai- serkrone sowie der beidseitig am Heck aufgelegte Schiffsname. Das Modell ist montiert auf vier, ebenfalls in Silber gefertigten Pallen, die auf dem geschweiften, hohen Sockel aus Ebenholz fixiert sind. Der So- ckel mit vorderseitiger, in Silber aufgelegter Widmungsinschrift „Ih- rem hochverehrten Geschwaderchef die Offiziere und Beamten des I. Geschwaders” sowie rückseitiger Datierung „1900 - 1903”. Darunter ein umlaufender, halbplastisch geschnitzter Lorbeerkranz, die silber- nen Kranzbänder mit den gravierten Namen sämtlicher Schiffe des I. Geschwaders wie der Linienschiffe „Kaiser Wilhelm II.”, „Wittels- bach”, „Kaiser Friedrich III.”, „Kaiser Wilhelm der Große”, „Kaiser Barbarossa”, „Kaiser Karl der Große”, „Zähringen” oder „Wettin”, aber auch Schiffe des II. Geschwaders wie die Linienschiffe „Baden”, „Württemberg”, Aufklärungsschiffe wie die großen bzw. kleinen Kreu- zer „Prinz Heinrich”, „Viktoria Luise”, „Amazone”, „Niobe”, „Arco- na” oder „Blitz”, insgesamt 32 Schiffe der kaiserlichen Marine. An der Rückseite unterhalb des Lorbeerkranzes mit zwei Silbernägeln verstif- tetes Silberschild mit dem gravierten Namen des Juweliers „M. Fadder- jahn, Berlin, S.”. Vier Kugelfüße aus Ebenholz. Höhe des Schiffes (ein- schließlich der Pallen) 54,5 cm, Länge 125 cm, Breite (ohne die Geschützrohre) 20 cm. Höhe mit Sockel 67 cm, Breite des Sockels 30 cm. Auf modernem Sockel und unter Glassturz, Außenmaße 77 x 132,5 x 33 cm. Das Linienschiff „SMS Kaiser Friedrich III.”, benannt nach demVater von Kaiser Wilhelm II. und Prinz Heinrich von Preußen, lief am 1. Juli 1896 als Typschiff der neu entwickelten „Kaiser-Klasse” vom Stapel und wurde am 7. Oktober 1898 in Dienst gestellt. Nach fünfmonatiger
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